
Heute erreichte uns die Mail eines Patient,…
22. April 2025
Jury des Bundesverbands
25. April 2025
Gestern sprach ich noch über zufriedene Patient:innen.
Gestern sprach ich noch über zufriedene Patient:innen, über die wir uns selbstverständlich freuen. Heute spreche ich über unzufriedene Patient:innen.
Wir begleiten unsere Patient:innen auf einer tiefgreifenden und oft emotionalen Reise auf dem Weg zu ihrer gefühlten Identität.
Es ist eine komplexe Realität, wenn es vorkommt, dass nicht jede/-r Patient:in den gewünschten chirurgischen Transformationsprozess erfährt oder mit den Ergebnissen zufrieden ist.
Oftmals sind die individuellen Erwartungen hoch und die emotionale Achterbahnfahrt, die mit einer GAOP einhergeht, kann herausfordernd sein.
Wir wissen, dass die Aufklärungs-Gespräche in der Vorstufe der Operation wichtig sind, auch um Erwartungen zu klären und Unsicherheiten zu adressieren. Das ist uns ein sehr wichtiger Punkt. Dennoch kann es vorkommen, dass individuelle Erwartungen sich von dem unterscheiden, was chirurgisch möglich ist.
Ein Fallbeispiel: Wunsch vs. Wirklichkeit
In unserer Arbeit bei der Daverio-Transsurgery-Group begegnen wir häufig individuellen Geschichten und unterschiedlichen Erwartungen. Heute möchte ich einen speziellen Fall eines Transmannes ansprechen, um aufzuzeigen, wie wichtig es ist, realistische Erwartungen zu haben und Informationen aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten:
Der Patient suchte Dr. Daverio mehrfach auf, sowohl in der Schweiz wie auch in Deutschland. Er hatte gehört von der Erfahrung dieses Trans-Chirurgen und seinem guten Ruf. Sein Wunsch: das One Stage Phalloplasty Verfahren von Dr. Daverio.
Über das besondere Daverio-Operationsverfahren hatte der Patient sich umfassend bereits vorinformiert, wie er beim Erstbesuch in der Schweiz angab: Vorderarmlappen-Technik. Gleichzeitiger Harnröhrenaufbau. Glans-Aufbau. Kolpektomie. Alles in einer OP.
In verschiedenen dokumentierten Aufklärungsgesprächen wurde ihm das OP-Verfahren im Vergleich zu anderen mehrschrittigen Verfahren erklärt. Teil des Aufklärungsgesprächs war das Zeigen von OP-Ergebnissen sowie das Gespräch über erreichbare Penislängen mit dem Vorderarmlappen, die sich im Bereich vom Durchschnitt bewegen bei kleinen Körpergrössen, die i.d.R. entsprechend proportionierte Unterarme haben.
Der Patient zeigte sich zufrieden und plante mit uns den Operationstermin.
In zwei Teilen verlief die Operation nicht wie gewünscht: Während der Beinhochlagerungsphase im OP-Verlauf gab es einen Lagerungsunfall am Unterschenkel: es wurde umgehend operiert. Kein OP-Team macht eine Komplikation glücklich. Man gibt sein Bestes, um das Problem zu lösen.
Nicht lösen liess sich der zweite Teil: Der Patient zeigte sich unzufrieden mit seinem Penis-Ergebnis! Erhalten hatte er einen durchschnittlichen Penis, vergleichbar mit durchschnittlichen Bio-Penissen.
In der Folge der Unzufriedenheit war das Identitätsempfinden des Patient mit der körperlichen Transformation soweit beeinträchtigt, dass er sich unter hohem Kostenaufwand den voll funktionsfähigen One Stage Phalloplasty-Penis abtragen und in einem mehrstufigen OP-Verfahren einen überdurchschnittlich grossen Neo-Penis aufbauen liess.
Als verantwortungsvoller Operateur kann man nicht mehr machen, als umfassend aufzuklären über die verschiedenen Aspekte und Perspektiven, die eine GAOP zum Phalloplastikaufbau hat.
Wenn die Patienten-Enttäuschung nicht halt macht vor öffentlicher Arzt-Diskriminierung und falschen Behauptungen, kann man nur zur Wahrheitsfindung alle Puzzleteile zusammentragen und auf eine richterlich-objektive Beurteilung vertrauen.